Bericht der Delegation der IG Metall-Jugend in Port Elisabeth in Südafrika
Vom 15. 01 bis zum 01.02. 2004
25.03.2004
Jürgen Wawersig
Die Delegation der Südafrika-Brigade in 2004 setzte sich aus 8 Kollegen und 4 Kolleginnen zusammen. Sie kommen aus den Ostsjugendausschüssen von Amberg, Braunschweig, Landshut, Rosenheim, Wolfsburg und Würzburg. Die Delegation fand in der Zeit zwischen dem 15. 01 bis zum 01.02. 2004 für etwa zwei Wochen statt.
Vier inhaltliche Schwerpunkte lagen der vorbereitenden Planung der Maßnahme zugrunde:
  • Präsentation der gesellschaftliche und politische Situation der Menschen im Südafrika.
  • Erfahrbarer Austausch über die beiderseitigen Lebens- und Arbeitsbedingungen oder berufliche Bildung vor Ort unter dem Motto gemeinsam lernen
  • Gemeinsames Praktisches handeln, durch den weiterblau des Jugendzentrums im Walmer Township in Port Elisabeth
  • Konkretisierung des Kontaktes und der weiteren Zusammenarbeit sowie konkreten Unterstützung der Südafrikanischen NUMSA und des Xolelanani Jugend Projekts
Thematisch war es die Absicht, durch ein ausgewogenes Programm den Delegationsteilnehmern die Möglichkeiten einzuräumen, durch gezielte Fragen, Beobachtungen, Erfahrungen und Gesprächsangebote die politische und gesellschaftliche Situation der Menschen – das Leben und Arbeiten in Südafrika erlebbar zu machen.

Auf der anderen Seite war es wichtig in Diskussion- und Gesprächsrunden sich mit gemeinsamen Problemen und Herausforderungen auseinander zu setzen und sich gemeinsam über Handlungsstrategien von Gewerkschaften auszutauschen. Dies findet sich auch in der Programmgestaltung wieder. In der Region Port Elisabeth und das Eastern Cape fand die Delegationsrundreise statt.
Damit Theorie und praktisches Handeln nicht zu Kurz kamen, haben wir die Brigade in zwei Gruppen geteilt. Sie waren eine Woche beim Xolelanani Jugend Projekt, um das Jugendzentrum weiterzubauen und eine Woche mit dem Workers College unterwegs, wo sie Betriebe, Öffentliche Einrichtungen, Parteien, Organisationen und Verbände besuchten.
Folgende Aktivitäten waren beim Xolelanani Jugendzentrum :
  • Das Dach wurde abgedeckt und ein neues Dach montiert
  • Wetterschutzgitter zusammengeschweißt und Montiert
  • Die Hallenzwischenwand gebaut
  • Büro verputzt und gestrichen
  • PC Raum neu gestrichen und Entlüftung installiert
  • Alle Fenster Vergittert
Durch das Workers Kollege waren folgende Meetings organisiert:
Betriebsbesuche:
  • Continental
  • Volkswagen
  • Faurencia Motor
Projekte, Verbände und Gewerkschaften:
  • HIV Projekt
  • Housing Projekt
  • Art Projekt
  • Missionvale Care Center
  • Erime Prevention Projekt
  • New Bringhton Youth Projekt
  • NUMSA
  • COSATU
Durch die Betriebsbesuche bekamen wir einen Einblick in den Aufbau, Organisation und Handlungsfähigkeit der gewerkschaftlichen Interessenvertretungen im Betrieb. Ein Ausbildungssystem wie in Deutschland gibt es in Südafrika überhaupt nicht.
Die Beschäftigten werden nur angelernt. Höhere Qualifikationen werden nur durch Hochschulen und Universitäten vermittelt. Die Arbeitsbedingungen sind mit unseren überhaupt nicht vergleichbar, die Arbeitszeit ist viel länger, Arbeitssicherheit ist ein Fremdwort aber die Ausbeutungsmaschinerie funktioniert genauso wie bei uns. Die Südafrikaner werden auch erpresst „wenn die Lohnkosten nicht sinken werden die Arbeitsplätze verlagert“ (unter anderem nach Deutschland)
Durch die Besuche der unterschiedlichsten Projekte bekamen wir einen Einblick wie die Menschen Leben bzw. Überleben müssen. Des weiteren erfuhren wir mehr zum Gesundheitssystem, das Hausbau Programm und die Jugendarbeit in Südafrika.
Bei den Diskussionen mit den Gewerkschaften standen die Tarifsysteme in Südafrika und Deutschland in dem Vordergrund. Uns wurden der Aufbau der Gewerkschaft und die Organisationsstruktur dargestellt. Wir hatten die Chance auf die verschiedenen jugendpolitischen Themen sich auszutauschen. Mit den Kolleginnen und Kollegen konnten wir über die Entwicklung der Gewerkschaftsbewegung, über die Rolle und Perspektiven der Jugend in diesen Prozessen und über die aktuellen Arbeits- und Problemfelder jugendlicher Gewerkschafter – jeweils in Südafrika und in Deutschland - diskutieren
Es stand immer wieder Zeit zur freien Verfügung. Viele Eindrücke eines Afrikanischenlandes wurden regelmäßig während der Delegationsreise bei abendlichen Planungs- und Abschlussgesprächsrunden sowie bei den Besichtigungstouren/Stadtgehungen hinterfragt und von den Begleitern inhaltlich ergänzt.

Offene Programmpunkte wurden dazu genutzt, um in ausführlichen Gesprächen und einem Abschlussgespräch, den Delegationsverlauf (Delegationsablauf, –Termine und gemachte Erfahrungen) nochmals zu reflektieren.
Zum Ende des Aufenthalts in Südafrika haben wir im Rahmen der Abschiedsfeierlichkeiten bei gemeinsam selbstgekochtem Südafrikanischen einen schönen Abschluss gefunden.
Insgesamt kann die Durchführung der Delegation als durchaus zufriedenstellend eingeschätzt werden. Besonders erfreulich war der rege und offene Austausch mit den Südafrikanischen Kolleginnen und Kollegen. Die anfänglichen Sprachbarrieren bauten sich zunehmend ab, so dass persönliche Gespräche und Kontakte möglich waren.
Für das kommende Jahr 2005 wird eine Rückbesuch aus Südafrika für etwa 2 Wochen nach Deutschland stattfinden. Die Schwerpunkte des Aufenthaltes und den Weiterbau des Jugendzentrum Xolelanani in Port Elisabeth werden mit den südafrikanischen Partnern abgestimmt. Mit zu erstellende Präsentationsmedien werden verschiedene Veranstaltungen auf örtlicher und zentraler Ebene der IG Metall durchgeführt.
Ziel der Zusammenarbeit der südafrikanischen NUMSA und der IG Metall Jugend muss die weitere Verbreitung des Gedankens der internationalen Gewerkschaftsarbeit in die Basis, in die örtl. Gremien, aber auch in die anderen Ebenen der Gewerkschaften, insbesondere der IG Metall Jugend sein. Nur durch die Aktivitäten und Bemühungen für die internationale Solidarität und nur durch ein gemeinsames Verständnis für die jeweiligen Lebens- und Arbeitsbedingungen mit der Bereitschaft voneinander zu lernen wird uns die Möglichkeit sichern, uns positiv gegen die fortschreitende Kraft der Internationalisierung der Finanz- und Kapitalmärkte und der zunehmende Verarmung und Ausbeutung der ArbeitnehmerInnen weltweit zu stellen.